Zeit für eine Zwischenbilanz

Die Bayerische Staatsbibliothek München hat kürzlich begonnen, opaskrieg.de auf Grund seiner „wissenschaftlichen Relevanz“ in regelmäßigen Abständen zu archivieren, der Grimme Online Award, für den diese Website im letzten Jahr nominiert war, geht schon wieder in die nächste Runde und das Blog hat mittlerweile eine völlig andere Optik als noch zum Start vor zweieinhalb Jahren.

Grade ist mir aufgefallen, dass opaskrieg.de über seine „Halbzeit“ sogar schon hinaus ist. Höchste Zeit für eine Zwischenbilanz also! Denn die Arbeit mit und an den Postkarten meines Opas, an diesem Blog und dem Puzzle namens „Vergangenheit“ habt mich in den letzten Jahren nicht nur Zeit und Mühe gekostet, sondern mir auch wahnsinnig Freude bereitet.

Am Anfang war das Blog

Zarte Anfänge im privaten Blog auf der-mack.de

Naja, nicht direkt dieses hier, sondern ein Artikel vom November 2014 auf meinem privaten Blog, in dem ich mein Projektvorhaben angekündigt hatte, um mal zu schauen, wie die Resonanz auf diese Idee denn so ausfällt. Die URL opaskrieg.de war schnell gesichert und ein WordPress-Blog eingerichtet – dann tat sich erst mal für den außenstehenden Betrachter eine gewisse Zeit lang nichts, welche ich intern damit verbrachte ein „about„, die Biografie von Opa und weitere Dinge wie Impressum, Datenschutzerklärung und erste Social Media-Profile anzulegen.

opaskrieg.de im TV

Es waren noch nicht besonders viele Feldpostkarten von Opa im Blog online gegangen, da berichtete auch schon die Lokalzeit aus Bonn vom WDR Fernsehen über das Projekt. Dabei kam nicht nur ein schöner TV-Beitrag heraus, sondern auch ein Studiogespräch mit mir.

Kaum online schon on air bei der WDR Lokalzeit aus Bonn.

Einen schöneren, öffentlichkeitswirksameren Start kann man sich für ein Blogprojekt natürlich nicht wünschen. Es kam aber noch besser: Kurz nach dem TV-Beitrag wurde opaskrieg.de erstmals für eine Nominierung zum Grimme Online Award vorgeschlagen und fand so auch Erwähnung im Blog des GOA, wie sich der Grimme Online Award abkürzt.

Weitere Medienberichte

Auch der Bayerische Rundfunk berichtete.

Die Sache nahm Fahrt auf, immer mehr Medien wie der örtliche General-Anzeiger, das Lokalradio, der Bayerische Rundfunk und am Ende sogar die BILD-Zeitung berichteten über das Projekt. Denn auch wenn aus dem ersten Vorschlag zur GOA-Nominierung nichts wurde, so klappte es im Jahr darauf (2016) dann phänomenaler Weise mit einer GOA-Nominierung.

Mittlerweile konnte das Blog auch seine Versprechungen einhalten: Eine Vielzahl an Feldpostkarten waren jetzt schon online und das „Bild vom Krieg“, das ich vermitteln wollte, verdichtete sich langsam.

Innovationen

So viel Aufmerksamkeit aus den Medien und Zuspruch von Usern, der ebenfalls reichlich kam, motivierten mich natürlich noch zusätzlich. Ich hätte zwar sicher auch ohne dieses positive Echo weiter die Kriegsvergangenheit meines Großvaters erforscht und veröffentlicht, mit diesem positiven Echo im Rücken macht es aber natürlich einfach mehr Spaß, sich in eine solche Detektivarbeit hineinzusteigern 😉

Deshalb habe ich in all der Zeit über die Veröffentlichung der Postkarten hinaus nie aufgehört mir Gedanken zu machen, welche Wege ich noch nutzen kann, um die Geschichte meines Opas zu erzählen. Schnell kamen Auszüge aus den Heeresberichten zu den Postkarten dazu, um einen „Im Westen nichts Neues“-Effekt im Kleinen zu generieren. Als Journalist mit Radiovergangenheit war der Weg zum Einsprechen der Postkarten ohnehin nicht weit und ein „Stammbaum„, der häufig in den Postkarten vorkommende Personen erklärt, kam mir auch logisch vor.

Neues Design

Als nach über einem Jahr das erste Design technisch mit meinen Ideen nicht mehr mithalten konnte, wurde es zum einen Zeit für einen Serverumzug, der die Website schneller machte und zweitens Zeit für ein neues Design. Umzug und Redesign kosteten Zeit und Nerven – schließlich verspürte ich neben meinem eigenen Anspruch auf ein gutes Ergebnis auch den Druck, ein Grimme Award-nominiertes Blog nicht zu verhunzen.

Zum Glück funktionierte das alles aber prima und so konnten bestehende Features der Seite, wie der „Zeitstrahl“ und die „Landkarte“ noch verbessert werden und auch neues wie „Damals & Heute“ hinzukommen.

Mehr Wissen

Beginn des in der Personalakte gefundenen Lebenslaufes von Opa Franz.

Stichwort „Neues hinzukommen“: Während all der „äußerlichen Arbeiten“ am Blog konnte ich auch gleichzeitig immer mehr Informationen und Quellen zu meinem Opa finden, sichten und auswerten, was schließlich dem „Innenleben“, also den Informationen auf dem Blog, zu Gute kam.

Neben dem Studium der Regimentsgeschichte und den Tagebücher von Ernst Jünger, welche beide den „Zeitstrahl“ unterfütterten, taten sich auch immer wieder Quellen über Opa auf – etwa seine Personalakte bei der Stadt Nürnberg (in der sich beispielsweise sein handgeschriebener Lebenslauf fand).

Ausblick: Tour de Franz, Mehrsprachigkeit und Buch

Highlight bisher: Mit meiner Frau (und Tochter im Bauch) bei der Verleihung des Grimme Online Awards 2016. (Foto: Christoph Hardt)

Wenn ich so zurückschaue, kann ich’s selber kaum glauben, was da in den letzten Jahren alles tolles rund um das Blog passiert ist. Dabei sind es aber nicht nur die vermeintlich „großen“ Dinge wie Grimme-Nominierung oder Berichterstattungen in öffentlich-rechtlichen Medien oder der BILD-Zeitung, die mich ein bisschen stolz auf das Erreichte werden lassen. Es sind auch die „kleinen“ Dinge, wie nette Mails und Kommentare von Usern, Berichte in „kleinen“ Blogs oder Podcasts oder Auftritte bei einer Ausstellung zum Ersten Weltkrieg oder einem Ahnenforschertreffen.

All das sind schöne „Boni“, die mir die Arbeit an der Erforschung der Geschichte meines Opas und meiner Familiengeschichte versüßen. Sie sind sozusgagen die „Kür“ nach der „Pflicht“ meiner Detektivarbeit. Trotzdem werde ich mich auch weiterhin nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern bis 2018 noch einige Dinge anstoßen, die mir am Herzen liegen.

Zu nennen wäre da zum Beispiel eine Neuauflage der „Tour de Franz“, die meine Familie erstmals 2004 zu den Kriegsschauplätzen auf den Vorderseiten von Opa Franz‘ Feldpostkarten unternommen hat. Mittlerweile sind diese Feldpostkarten viel besser erforscht und eine zweite Reise mit dem neu erworbenen Wissen, wird umso dringlicher 🙂

Außerdem haben ich mir noch zwei Dinge vorgenommen, die im Moment durch den Umstand, dass ich grade Vater einer wundervollen Tochter geworden bin, etwas erschwert werden:

  1. Die Feldpostkarten ins Englische und ins Französische zu übersetzen.
  2. „Opas Krieg“ als Buch herauszubringen

Punkt eins läuft bereits schleppend an, die ersten Karten gibt es bereits auf Englisch. Hier muss ich mir aber möglicher Weise bald Hilfe von außen holen. Entweder in ehrenamtlicher oder finanzieller Form.

Punkt zwei ist mir persönlich sehr wichtig, allerdings bin ich noch auf der Suche nach einem Verlag, der mich unterstützt. Sollte dies nicht gelingen, kommt das Buch im Selbstverlag, wozu dann aber definitiv Geld von Außen, etwa in Form einer Crowdfunding-Kampagne, nötig wird.

Ehrlich gesagt spiele ich aktuell auch mit dem Gedanken, Bannerwerbung auf opaskrieg.de zu schalten. Bisher habe ich dies abgelehnt, allerdings steigen die Kosten doch so langsam und vielleicht wäre dezente Bannerwerbung mal einen Versuch wert…

Was ich jetzt schon versprechen kann:

  1. opaskrieg.de läuft definitiv bis einschließlich 2018 weiter. Das bedeutet: Postkarten gehen wie gewohnt online und die Social Media-Kanäle werden wie gewohnt bespielt.
  2. Es wird eine zweite „Tour de Franz“, also eine weitere Reise an die Originalschauplätze nach Frankreich geben. Von dort möchte ich weiteres Foto- und Videomaterial mitbringen, welches das Blog noch cooler machen wird. Vielleicht wird auch ein Videopodcast daraus.
  3. Ich werde ein Buch schreiben. Entweder ich finde einen Verlag oder stemme eine Crowdfunding-Kampagne – oder es landet als Fleißarbeit und Herzensprojekt in meinen Unterlagen, wird irgendwann mal von meiner Tochter in meinem Nachlass entdeckt und sie macht dann ein Blog (oder das was dann zu dieser Zeit unter „Neue Medien“ fällt) daraus 😉

 

Enkel von Franz Mack. Studierter Historiker, ausgebildeter Journalist, Blogger und Autor. Dreht Filme als dervideograf.de.

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