Lange lange Zeit hat mein Opa Franz in der Rieppelstraße in Nürnberg gewohnt. Meine Oma lebt heute noch dort und für mich ist Nürnberg, die Heimat meines Vaters, meiner Oma und meines Opas, immer mit der Grünanlage am Hasenbuck verbunden, die sich hinter der Rieppelstraße befindet. Für mich lag die Mack-Heimat also immer dort. Und tatsächlich: Auch mein Opa hat dort den Großteil seiner Jahre gewohnt.
3 Umzüge in Nürnberg
Gucken wir jedoch auf die Adresszeilen von Opas Feldpostkarten, dann fällt auf: Die Macks waren nicht immer am Hasenbuck gemeldet. Im Laufe des Ersten Weltkriegs sind sie sogar einmal umgezogen. Die Adresse „Goethestraße 25“ stand bis zu diesem Datum vor 100 Jahren stets auf allen Postkarten, die Opa Franz an seine Eltern und Familie in Nürnberg geschickt hat.
Um die Jahrhundertwende muss die Familie aber in der „Oberen Schmiedgasse“ direkt unterhalb der Kaiserburg und ganz in der Nähe des 1945 zerstörten Wohnhauses von Albrecht Dürer gelebt haben. Zumindest belegt dies der kleine Zeitungsratikel der Nürnberger Nachrichten zu Opas 70. Geburtstag. Wann die Familie dann in die Goethestraße wenige Fußminuten weiter nördlich umgezogen ist, vermag ich nicht zu sagen.
Suche nach den Wohnhäusern
Vor ca. einem Jahr habe ich mich mal auf die Suche gemacht, nach dem Haus in der Goethestraße, in dessen Briefkasten vor 100 Jahren und bis zu diesem Zeitpunkt auf diesem Blog alle Feldpostkarten von Opa Franz geflattert sind. Da Nürnberg durch Weltkrieg Nummer zwei bekanntlich schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde, ahnte ich schon, dass die jetzige Nummer 25 wohl wenig mit der Goethestraße 25 meiner Familie von vor 100 Jahren zu tun haben würde. Und so war es dann auch: Die 25 schien von der Bausubstanz vergleichsweise neu zu sein. Das Nachbarhaus links allerdings gab einen Eindruck, wie die 25 zu Opas Zeit ausgesehen haben könnte.
Neue Adresse verwirrt auch Franz
Ab dem 11.06.1916 taucht eine neue Adresse auf den Feldpostkartenrückseiten auf, wenn Franz seinen Eltern in Nürnberg schreibt: Kapellenstraße 7. Lustiger Weise war die neue Anschrift der Macks für Opa Franz ganz offensichtlich auch erst mal gewöhnungsbedürftig, denn auf ebendieser Feldpostkarte schrieb er versehentlich noch Goethestraße 25 und strich es dann zugunsten der neuen Adresse durch.
Von meinem Großcousin, den ich letztes Jahr erstmalig in Nürnberg traf, bekam ich dann wie es der Zufall so wollte eine Postkarte aus den 20er Jahren, auf deren Vorderseite die Fotografie eines Hauses zu sehen war. Wie sich schnell herausstellte war das abgebildete Haus das der Macks in der Kapellenstraße 7 und tatsächlich: Das Haus hat auch den Zweiten Weltkrieg überstanden und existiert heute noch in der Form, wie es auf der Karte abgebildet ist!
Wie lange die Macks nach dem Ersten Weltkrieg noch in der Kapellenstraße gelebt haben, weiß ich nicht. Ebenso ist mir unklar, ob Franz nachdem er 1917 verletzt heimgekehrt war, noch hier gelebt, oder ob er sich direkt eine eigene Bleibe gesucht hat. Wie auch immer es damals war: Zufällig eine alte Fotografie des Wohnhauses der eigenen Vorfahren in die Finger zu bekommen und dieses Haus dann auch noch im „Originalzustand“ im Stadtbild wiederzufinden, war ganz schön spannend! 🙂
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UPDATE, 18. August 21016
Nach 70 (!) Jahren in der Rieppelstraße in Nürnberg zieht meine Oma mit knapp 90 Jahren nun in ein Altersheim ins Rheinland, um näher bei uns, ihrer Familie, sein zu können. Eine Entscheidung, die uns nicht leicht gefallen ist, aber fällig war. Aktuell ist meine Familie also dabei, Omas Hausstand in Nürnberg aufzulösen, in dem Opa Franz mit ihr von 1947 bis zu seinem Tod im Jahr 1981 gelebt hat.
Bei der Wohnungsauflösung habe ich einen weiteren spannenden Aktenordner gefunden, der größtenteils die Ergebnisse der Ahnenforschung meines Großvaters beinhaltet, von der ich bis dato selber nichts wusste. Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, teils im Orginal, teils in Abschrift finden sich darin. Zusätzlich hat Opa Franz auch aufgelistet, an welchen Adressen seine Vorfahren in Nürnberg gemeldet waren. Dieses Dokument beantwortet einige der in diesem Blogeintrag aufgeworfenen Fragen, deren Antwort ich bis dato schuldig bleiben musste!
Spannend und bewegend zugleich, dass Opa Franz vor gut 60 Jahren die gleichen Fragen nach der Familienvergangenheit bewegt haben, die auch heute meine Antriebsfeder für dieses Blog sind!