Vor genau 100 Jahren tauchte erstmals eine neue Waffengattung auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs auf: Die britischen Panzer, genannt „Tanks“. Wieder einmal hatte der Erste Weltkrieg den technischen Fortschritt im Bezug auf Waffengattungen beschleunigt. Neben Gasgranaten, Unterseeboten, Kampfflugzeugen, dem Maschinengewehr und dem Flammenwerfer war der Tank eine weitere Fortentwicklung aus der Zeit des Schützengrabenkrieges.
Opa Franz machte erstmals am 15. September 1916 Bekanntschaft mit britischen Tanks, während er und seine Einheit in der Nähe von Morval in der Schlacht an der Somme eingesetzt war. In den Erinnerungsblättern des Regiments schreibt Reber über den Erstkontakt mit den neuen Tanks auf dem Schlachtfeld folgendes nieder:
Der Morgen des 15. September schält sich allmählich aus der Nebelhülle, einen warmen, klaren Tag verheißend. 7:00 Uhr etwa rollen gegen die 6. Komp.(agnie) von Ginchy und vom Leuze-Wald langsam her drei ungefüge (veraltet für „klobig“ oder „schwerfällig“, C.M.) Fahrzeuge heran, die man wegen des blauroten Kreuzes an ihren Seitenflächen (möglicher Weise der Union Jack, C.M.) zunächst für Sanitätsautos hält. Als sie aber die Männer der 6. (Kompagnie) mit M.G. und Revolverkanonen ansprechen, so daß es Tote und Verwundete gibt, wird rasch erkannt, daß man die neue Kampfmaschine, den „Tank“, vor sich hat. Sofort schlägt den unheimlichen, sich unentwegt vorwärtswälzenden, auch über Granattrichter hinweggleitenden Gesellen unser M.G.- und Schützenfeuer entgegen, prallt aber wirkungslos an ihrem Panzer ab. Einer der Wagen hält eine Zeitlang unmittelbar vor dem Graben der 6 Komp.(agnie) und übergießt ihn und den dahinter liegenden Hohlweg mit einem verheerenden Geschoßregen. Auch gegen Handgranaten ist er unempfindlich. Da kann nur Artillerie helfen!
Der britische Daily Telegraph berichtete damals so über den ersten Einsatz der neuen Panzerwaffe:
The unexpected appearance of the new British armoured cars seems to have been not only effective from the military point of view, but also to have created a panic among the enemy.
Trotz des psychologischen Effekts, den die stählernen Ungetüme auf die Deutschen hatten, kann man den ersten Einsatz der Tanks nur bedingt als erflogreich bezeichenen: 17 von 49 eingesetzen Panzern blieben bereits auf dem Weg zum Schlachtfeld mit technischen Problemen liegen. Die Panzerwaffe war anfangs alles andere als ausgereift und so gelang es den Deutschen in der Folge auch immer wieder, einzelne Tanks zu erobern und sogar in der Heimat vorzuführen, um beispielsweise für Kriegsanleihen zu werben.
Sowohl auf britischer als auch auf deutscher Seite entfalteten die Tanks propagandistische Wirkung: Die Briten konnten eine neue vermeintliche Superwaffe präsentieren, die Deutschen andererseits mit der Vorführung eroberter Tanks beweisen, dass selbst technische „Wundermittel“ des Gegeners nicht dazu führten, dass deutsche Soldaten zurückwichen. Aus der Zeit des WW1 sind beispielsweise zwei deutsche Propagandafilme erhalten, die das Thema „Tanks“ zum Inhalt haben:
Auch auf Opa Franz müssen die neuartigen Tanks einen starken Eindruck gemacht haben. Es befinden sich zwei Postkarten, die britische Mark-Panzer zeigen, in seinem Kriegsalbum.
Weitere Infos zum Thema „Panzer im Ersten Weltkrieg“ gibt’s übrigens auf dem empfehlenswerten Youtube-Kanal The Great War, der in englischer Sprache in Berlin produziert wird: