Zwischen 18.07. und 02.09.1916 ist Franz Macks Einheit in Stellungkäpfen im Artois verwickelt.
Aus dieser Zeit sind vier Postkarten erhalten. Auf einer vom 17.08.1916 bricht sich Franz‘ Enttäuschung über das Ausbleiben eines Friedens zwischen den Nationen Bahn. Am 27.08.1916 schickt er eine Fotografie von sich heim, die ihn offenbar bei der Austeilung von Lebensmitteln zeigt (stehend, ganz rechts).
Laut Regimentsgeschichte ging Franz‘ 21. Infanterie-Regiment Anfang Juli noch davon aus, bald in die Schlacht um Verdun eingreifen zu müssen. Reber schreibt:
Am 1. Juli (1916, C.M.) erhielt der Regimentskommandeur die vertrauliche Mitteilung, daß die 5. Inf. Div. (zu der auch Franz‘ 21. Infanterie-Regiment gehörte, C.M.) zwischen dem 10. und 20. Juli abberufen werde, um – zu Angriffszwecken – anderswo Verwendung zu finden. Uns wird, daran zweifelte niemand, die große Schlacht (um Verdun, C.M.) in ihren Strudel ziehen, die uns seit Monaten ihren grollenden Donner in die Ohren hämmerte (…) Man nützte die Stunde, die der Vorbereitung auf die ernste Probe noch gegönnt war. Eingehend übte die Truppe den Angriff auf befestigte Stellungen, den Gebrauch von Verbindungsmitteln jeder Art, Handgranatenwerfen, Scharfschießen, alles auch mit aufgesetzter Gasmaske.
Trotz aller Vorbereitungen auf die Großschlacht hatte die Oberste Heeresleitung andere Pläne für die „21er“ oder wie Reber es formulierte: „Die Würfel sollten wieder einmal anders Fallen, als wir angenommen hatten.“ Statt näher an die „Knochenmühle“ von Verdun verlegt zu werden, kam das Regiment etwas näher in den Dunstkreis einer anderen Großschlacht: Der Schlacht an der Somme.
Die „21er“ lösten in der Artois-Gegend das 31. preußische Regiment ab, das seinerseits in die Schlacht an der Somme geworfen wurde. Über den neuen Aufenthaltsort der „21er“ in der Nähe von Lens schreibt Reber:
Die Gegend (…) war ganz anders gestaltet als die uns vertraute Lothringer Höhe. Hatte dort ein reichgegliedertes, von einem anmutigen Flußtal durchschnittenes Hügelland unser Auge erfreut, hatte uns dort der Schatten herrlicher Buchenwälder geborgen, so lag hier ein ausgesprochenes Kohlengebiet, eine karge, eintönige, waldlose Ebene, weit vor uns hingebreitet, aus der sich als einzige Erhebungen schwarze Kohlenhalden abzeichneten, neben denen sich rußige Kamine und kahle Fördertürme emporreckten. Nicht einmal der helle Sonnenschein, der uns heute grüßte, wollte das Gewand, das hier Mutter Erde trug, hübsch und schmuck erscheinen lassen.
Hier in der Gegend von Sallaumines standen Franz und seinem Regiment auch erstmals im Kriege keine französischen Soldaten als Feinde gegenüber, sondern Engländer.
Ein weiteres Novum für die Männer war der feindliche Einsatz von Giftgas gegen die eigenen Stellungen, der in der Nacht vom 20. auf den 21. August stattfand. Reber schreibt darüber:
Zischend dringt drüben (bei den Engländern, C.M.) eine Welle dicken weißen Rauches nach der anderen aus der Brustwehr (…), um sich ziemlich rasch an unseren Graben heranzuwälzen. Hier schreit alles „Gasangriff“, Torpedopfeifen schrillen, Schiffsglocken läuten, Signalgeschosse ziehen Feuerbogen durch die Luft, Fernsprecher künden die drohende Gefahr. Geschwind setzt alles die Gasmaske auf.
Der englische Gasangriff hatte laut Reber allerdings wenig Erfolg: Insgesamt gab es durch ihn nur zwei Tote und vier Verwundete. Dem gesamten Angriff, der auch mit herkömmlichen Sprenggranaten vorgetragen wurde und dem kein Vorstoß der englischen Infanterie folgte, fielen insgesamt 16 Mann zum Opfer (acht Tote, acht Verwundete).
Der ca. sechswöchige Aufenthalt in der Stellung bei Lens wird bei Reber insgesamt als sehr angenehm und erholsam für die Truppe beschrieben. So gab es neben herkömmlichen Grabengefechten und dem beschriebenen Gasangriff für die Männer in Ruhestellung etwa auch ausreichend Gelegenheit zum Baden im Meer („Badezüge“ nach Ostende) und zur Entlausung. Darüberhinaus sei die Unterbringung und die Verpflegung gut gewesen und auch an „Darbietungen der Lichtspielbühne“ (Kino) habe es keinen Mange gegeben. Im Artois hatte das Regiment lediglich 27 Gefallene „und eine entsprechende Anzahl Verwundete“ zu beklagen.
Mit der Ruhe sollte es bald vorbei sein, denn die nächste Station für Franz Mack und seine Kameraden sollte die Schlacht an der Somme werden.