Zwischen 05.09. und 23.09.1916 wird Franz Mack Zeuge einer der blutigsten Schlachten des Ersten Weltkrieges, der Schlacht an der Somme. Hier wurden innerhalb eines halben Jahres über eine Millionen Soldatenleben aller beteiligter Nationen ausgelöscht. An der Somme wurde im September 1916 erstmalig im Krieg von britischer Seite eine neue Kriegswaffe, die Tanks (Panzer), eingesetzt.
In den “Erinerungsblättern” des 21. Infanterie-Regiments heißt es bei Reber Anfang September 1916:
Diesmal fuhren wir nicht ins Ungewisse; es ging, das war allgemein bekannt, an die Somme, wo seit zwei Monaten zwischen Thiepval und Vermandovillers in einer Breite von fast 40 km die gewaltige Schlacht tobte, in der Engländer und Franzosen mit dem Aufwand höchster Kraft an Menschen und Kampfmitteln die deutsche Front zu durchbrechen suchten, eine Absicht, die ihnen bis jetzt nicht gelungen war.
Laut gleicher Quelle wurde Franz’ “21ern” am 05.09.1916 in Caudry der “neue Falmmenwerfer” vorgeführt. Anschließend sollten mehrere Gottesdienste im gleichen Ort die Männer auf “schicksalsschwere Tage” vorbereiten. Ab dem 09.09.1916 kam das gesamte Regiment in Ytres zusammen. Man gehörte nun zur Heeresgruppe “Kirchbach” und zur 1. Armee und konnte “die nächsten Tage noch zur Übung benützen”.
Franz’ 21. Inafnterie-Regiment wird in den kommenden Tagen hauptsächlich in der Gegend von Morval mit Defensivaufgaben betraut. Es gilt den Abschnitt gegenüber dem anstürmenden Feind “unbedingt festzuhalten”. Über den Marsch in die Stellung nach Morval in der Nacht vom 13. auf den 14.09.1916 vermerkt Reber:
Da tauchen die Trümmer von Morval gespenstisch aus dem Dunkel auf, zerklüftete Mauern, zersplitterte Balken, zerspaltene Baumstrünke. Hier und dort sausen schwere Granaten herein, zerspringen mit gewaltigem Getöse, übergießen blitzartig das Bild wüster Zerstörung mit rotem Feuerschein und überschütten die Umgebung mit Eisenstücken und Steinen.
Die Bilanz des Anmarsches zur neuen Stellung für Franz “21er”: Sieben Tote und 24 Verwundete. Und das, obwohl die Kompagnie an diesem Tage zum Teil erstmalig den neuen Stahlhelm Modell 1916, kurz M 1916, trägt, der nach und nach die veraltete “Pickelhaube” ablöst.
Wenig später macht Franz’ Regiment erstmals Bekanntsschaft mit britischen “Tanks”, die die Vorboten eines großanagelegten Infanterieangriffs sind, der am Morgen des 15.09.1916 im deutschen Maschinengewehr- und Granatfeuer erstickt.
Im Heeresbericht vom 16.09.1916 heißt es:
Die Schlacht an der Somme war besonders gestern heftig. Ein starker Stoß von etwa 20 englisch-französischen Divisionen richtete sich nach höchster Feuersteigerung gegen die Front zwischen der Ancre und der Somme (…) Weiter südlich bis zur Somme wurden alle Angriffe, zum Teil erst im Nahkampf, blutig zurückgeschlagen.
Reber bilanziert nicht ohne Stolz:
Kein fußbreit unserer Stellung ist verlorengegangen; ein Triumphgefühl schwellt die Brust des Schützen.
Dennoch sind einige englische Einheiten durchgebrochen und bedrohen nun die rechte Flanke der Deutschen mit starkem Artilleriefeuer, auf das immer wieder Vorstöße der Infanterie folgen. Die Lage am 15.09.1916 sieht so aus: Zwar konnten die Deutschen britische und französische Angriffe abweisen, trotzdem ist es den Briten teilweise gelungen, die Deutschen weiter zurückzudrängen.
Am 16.09.1916 sollen die verlorenen Stellungen zurückerobert werden. An Franz’ “21er” ergeht der Befehl, ihren erfolgreich verteidigten Abschnitt weiter zu halten. Die Gefechte der nächsten Tage nehmen alle Regimente stark mit und treiben sie weit über die Grenzen der Erschöpfung hinaus: Tagsüber müssen die abgekämpften Männer sich überlegenem Artilleriefeuer und Infanterieangriffen der Engländer erwehren, nachts müssen sie ihre stark in Mitleidenschaft geratenen Gräben aufbessern, Tote und Verwundete bergen, Munition und Verpflegung nach vorne Schaffen und ihre Reihen neu ordnen.
Über die Kräfteverhältnisse in der Schlacht zugunsten der Engländer schreibt Reber:
Zehn stehen gegen einen einen. Die Last ist untragbar geworden.
Besonders die Überlegenheit der feindlichen Artillerie und der Flieger (Luftaufklärung) wird in dieser Schlacht deutlich. Auf Seiten der Deutschen herrscht Mangel an Artilleriegeschossen, aber auch an Wasser:
Nach Wasser stöhnt der Verwundete, nach Wasser lechzt der Soldat, der an der Brustwehr Ausguck hält, der im Schweiße seines Angesichts aus der (durch Artilleriefeuer, C.M) zerstampften Erdmasse wieder einen Graben gestaltet, der sein M.G. wieder schussfähig macht (die schweren Maschinengewehre wurden mit Wasser gekühlt, C.M), der aus schwerer Verschütterung befreit wieder seinen Mann stellt, der den heißen Tag über seine Waffe bis zur Rotglut in Anspruch genommen, den nervenaufpeitschenden Schützenkampf, das stundenlang alle Fibern anspannende Trommelfeuer durchlebt hat; Wasser für die ausgetrocknete, vertaubte Kehle, Wasser für den ausgedorrten Körper.
Bis zum 20.09.1916 werden die letzten Kompagnien von Franz’ “21ern” nach sechs Nächten und fünf Tagen des erbitterten Kampfes endlich abgelöst. “Damit hatte der Anteil des 21. Inf. Regts. an einer der größten Schlachten der Geschichte sein Ende gefunden”, notiert Reber. Allein das dritte Bataillon hat zusammen mit der MG-Kompagnie 200 Tote zu beklagen. Den Einfall des Feindes in deutsche Linien an der Somme konnten aber auch die “21er” nicht verhindern. Die Stellung, die Franz und seine Kameraden hielten, wurde schließlich von der englischen Übermacht überrannt, der so genannte “Württemberger Graben” ging an die Engländer verloren.
Aus dieser Zeit ist nur eine Postkarte von Franz Mack (14.09.1916) erhalten, die auf den ersten Blick nichts vom Schrecken des Krieges erahnen lässt. Schaut man hingegen etwas genauer hin, fallen die zu einem Mahnmal aufgetürmten “Ausbläser” ins Auge.